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Smart Living: Vom individuellen Nutzen zur Lösung gesellschaftspolitischer Aufgaben

26.01.24

Ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der WISL, Adalbert Neumann.

Smart Living deckt eine große Bandbreite an Bereichen ab – dazu gehört nicht nur der Fokus Zuhause, dazu zählen auch gesamtgesellschaftliche Aufgaben von der Energiewende über den demografischen Wandel bis zur Verkehrswende. Im Interview gibt WISL-Vorstandsvorsitzender Adalbert Neumann einen Einblick in die vielfältigen Anwendungsgebiete des Mega-Ökosystems Smart Living und einen Ausblick auf die Aktivitäten und Ziele der Wirtschaftsinitiative in 2024.

 

Smart Living geht weit über Smart-Home-Anwendungen hinaus. Welche Bereiche umfasst das Smart-Living-Ökosystem?

Adalbert Neumann: Unter Smart Living fallen mehr als nur intelligente Türschlösser, automatisierte Lichtsysteme und smarte TV-Geräte, die Sicherheit und privaten Komfort erhöhen: Die umfassende Digitalisierung der Heim- und Lebensumgebung trägt auch auf gesellschaftspolitischer Ebene zur Verbesserung unserer Lebensverhältnisse bei – und zwar auf langfristige Sicht.

So schaffen Smart-Living-Anwendungen etwa die notwendigen Infrastrukturen auf Gebäude- und Quartiersebene, um Energie effizienter zu nutzen, und zahlen dadurch auf die Energiewende ein. Gleichzeitig tragen Mobility-Sharing, smarte Ladestrukturen für E-Fahrzeuge und smarte Angebote zur Stärkung des ÖPNV zur Erreichung der Ziele der Verkehrswende bei.

Aber auch der Herausforderung des demografischen Wandels hat der Smart-Living-Sektor etwas entgegenzusetzen: Die Smartifizierung von Wohnungen in Kombination mit der Nutzung von Smart-Health-Anwendungen ermöglicht einen längeren Aufenthalt im eigenen Zuhause trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung und entlastet dadurch das Gesundheits- und Pflegesystem. Eine umfassende Übersicht über den Smart-Health-Bereich hat die WISL im Positionspapier „Smart & Healthy Living“ erarbeitet.

 

Am einfachsten gelingt die Integration von Smart-Living-Anwendungen im Neubau. Wie sieht es bei Bestandsgebäuden aus?

Neumann: Eine ganzheitliche Gebäudeautomation ermöglicht es nicht nur Privatpersonen, sondern auch Wohnungsunternehmen, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu agieren. Und das gilt nicht nur für Neubauten: Auch die Modernisierung von Bestandsgebäuden kann sich als lohnende Investition erweisen. Der erhöhte Wohnkomfort für die Bewohner:innen gepaart mit der Steigerung der Energieeffizienz sorgt auf lange Sicht für eine Wertsteigerung des Gebäudes.

Gerade im Bestandsbau aus den 90er-Jahren ermöglicht die zeitgemäße Elektro- sowie Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik-Infrastruktur eine nahtlosere Smartifizierung von Gebäuden. Aber auch die bestehenden Systeme in Bestandsgebäuden aus den 60er-Jahren können für die Integration von smarter Technik geeignet sein. Für diese Beurteilung ist eine gründliche Planung der anfallenden Kosten mit Blick auf die vorhandenen mechanischen oder elektrischen Systeme essenziell.

 

Die Umstellung auf Smart-Living-Anwendungen bringt natürlich auch Kosten mit sich, der laufende Betrieb verursacht Energiekosten. Inwiefern lohnt sich eine solche Investition mit Blick auf das Einsparpotenzial?

Neumann: Gebäudeautomation und smartes Energiemanagement bringen nicht nur eine Reduzierung von CO2-Emissionen, sondern auch signifikante Einsparpotenziale beim Energieverbrauch mit sich. Dafür sorgt eine systemübergreifende Steuerung von Energiegewinnung, -zwischenspeicherung und -nutzung – und zwar über das Einzelgebäude hinaus in gesamten Quartieren oder sogar Städten. Für Einzelpersonen eröffnet die umfangreiche Einführung von Smart-Living-Anwendungen im eigenen Zuhause auf langfristige Sicht also nicht nur die Möglichkeit zum Stromsparen, sondern auch zur aktiven Beteiligung an der Energiewende.

 

Die Nutzung von Smart-Living-Anwendungen wirft die Frage nach der Wahrung der Datensicherheit auf. Welchen Ansatz verfolgt die WISL dabei?

Neumann: Die vermehrte Nutzung IP-basierter Kommunikationssysteme gewährleistet bei gebäudetechnischen Anwendungen die Durchgängigkeit und Verfügbarkeit von Daten – daraus ergibt sich für den Smart-Living-Sektor tatsächlich ein hoher Bedarf an Sicherheitsmechanismen, die unberechtigte Datennutzung, -manipulation oder -diebstahl verhindern.

Die WISL engagiert sich dabei besonders in der Aufklärung ihrer Mitgliedsunternehmen und von Nutzer:innen. Auf politischer Ebene verfolgt die Wirtschaftsinitiative außerdem das Vorhaben, einen übergreifenden und grenzüberschreitenden Rechtsrahmen für Cybersicherheit im Sinne der Verbraucher:innen zu schaffen. Ein Website-Beitrag der WISL liefert weitere Informationen zu diesem Thema.

 

Was hat sich die Wirtschaftsinitiative Smart Living für das Jahr 2024 vorgenommen?

Neumann: Die Arbeitsgruppen der Wirtschaftsinitiative setzen sich immer wieder mit den aktuellen Aspekten der Smart-Living-Themen auseinander und erarbeiten auf dieser Basis auch Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger. Aktuell stehen die Themen E-Mobility, Qualifizierung von Fachkräften, Wohnungswirtschaft und Energie ganz oben auf der Agenda der Wirtschaftsinitiative Smart Living. Positionspapiere zu diesen Themen sind momentan in Erstellung. Weitere Positionspapiere aus früheren Jahren, etwa zu den Themen digitale Infrastruktur oder Gebäudeautomation und Energiemanagement finden sich auf unserer Website.

Zudem übernimmt die WISL in diesem Jahr erneut die Schirmherrschaft für den Smart Living Professional Award 2024, mit dem technisch innovative und energieeffiziente Projekte aus dem Smart-Living-Bereich ausgezeichnet werden. Der Award wird in den drei Kategorien „Wohnbau“, „Zweckbau“ und „Anwendungen im eigenen Unternehmen“ verliehen, und zwar auf der kommenden Ausgabe der Fachmesse Light + Building im März.

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