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Was heute zu tun ist, um Wohngebäude für die alternde Gesellschaft vorzubereiten

28.09.22
WISL e.V.

Smart-&Healthy-Living-Anwendungen ermöglichen eine individuelle Assistenz zur Verbesserung der Lebensqualität von Pflegebedürftigen und tragen dazu bei, möglichst lange in der gewohnten Lebensumgebung verbleiben zu können. Angesichts des demografischen Wandels ergibt sich dadurch eine enormes Einsparpotential im Pflege- und Gesundheitssystem. Im Rahmen eines Parlamentarischen Abends stellte die Wirtschaftsinitiative Smart Living (WISL) ihre Handlungsempfehlungen zur Etablierung von Basisausstattungen für „mitalternde Wohnungen“ vor.

Berlin, 08.09.2022 – Welche Weichen muss die Politik jetzt stellen, um Gebäude fit für die alternde Gesellschaft zu machen? Antworten darauf gibt das Positionspapier „Smart & Healthy Living – Mit dem digitalen Gebäude in eine gesunde Zukunft“ der Wirtschaftsinitiative Smart Living (WISL). Anlässlich eines Parlamentarischen Abends hatte die WISL am 08.09.2022 die Bundestagsabgeordneten Isabel Cademartori (SPD), Daniel Föst (FDP), Dr. Georg Kippels (CDU/CSU) und Anja Liebert (Bündnis 90/Die Grünen) zu einer Diskussion geladen.

Adalbert Neumann, Leiter des Lenkungskreises der WISL und Vorsitzender der Geschäftsführung der Busch-Jaeger Elektro GmbH, stellte eingangs die WISL vor und beschrieb die verschiedenen Anwendungsfelder im Smart-&Healthy-Living-Bereich. Er unterstrich die Besonderheit, dass bei diesem Positionspapier die Perspektiven von Unternehmen und Verbände aus den Bereichen Hersteller, Handwerk, Wohnungswirtschaft, Versicherungen und Forschung & Entwicklung eingeflossen sind und damit die relevanten Stakeholder-Interessen bereits konsolidiert wurden.

Enorme Einsparpotentiale im Pflege- und Gesundheitssystem möglich

Nach einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) ließe sich allein mittels Umbaus (ohne smarte Systeme) herbeizuführender flächendeckender Versorgung von ambulant Gepflegten mit altersgerechten Wohnungen die Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen von 735.000 auf 473.000 Personen reduzieren. Dadurch ergäben sich Einsparpotentiale i.H.v. rund 5,2 Milliarden Euro pro Jahr bei den Pflege- und Unterbringungskosten aus Sicht aller beteiligten Träger. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt ACTIVAGE ermittelte eine mögliche Reduzierung der Gesamtpflegekosten pro Monat von über 70% für das selbständige Wohnen in den eigenen vier Wänden im Vergleich zur herkömmlichen Pflege.

Hürden für eine weitere Verbreitung

Trotz des volkswirtschaftlichen Nutzens von Smart & Healthy Living werden notwendige Zusatzinvestitionen noch nicht im ausreichenden Maß bezuschusst oder refinanziert. Zudem sind Mutliplikator*innen und Anwender*innen unzureichend über die Vorteile smarter Systeme im Bereich Gesundheit informiert bzw. aufgeklärt. In der ambulanten Betreuung ist digitale Technik derzeit reduziert auf mobile Datenerfassung und deren Übertragung zur Assistenzzentrale.

Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen

„Die Betriebskosten – wie z.B. Strom, Betriebsführung und Wartung – sollten in die Betriebskostenverordnung aufgenommen werden“, erläuterte Ingeborg Esser, Leiterin des Strategiekreises der WISL und Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (GdW). Die WISL regt auch bspw. öffentliche Sofortkreditprogramme, die Ausweitung des KfW-Förderprogramms „Altersgerecht Umbauen“ oder steuerliche Förderungen für Basisausstattungen technischer Assistenzsysteme,

„Man muss kein Nerd sein, um Smart & Healthy Living-Anwendungen nutzen zu können. Wenn erst die Annehmlichkeiten erkannt sind, werden sich viele dafür entschließen. Es macht auch ein bisschen Spaß“, erklärte Dr. Georg Kippels (CDU/CSU). Innovative digitale Lösungen ermöglichen individuellen Nutzen für den Einzelnen aber auch für die Gesellschaft, indem bspw. Folgebehandlungskosten vermieden werden. Dr. Georg Kippels zeigte sich offen für eine Anpassung des Pflegehilfsmittelverzeichnisses. Isabel Cademartori (SPD) verwies auf die bestehende Förderung im KfW-Programm „Altersgerechtes Wohnen“. Sie sei jedoch offen für Überlegungen zur Ausweitung um zusätzliche Anreize. „Der Nutzen muss jedoch klar nachzuweisen sein. Wichtige Partner in diesem Zusammenhang sind bspw. Pflegeanbieter und Wohnungsunternehmen,“ so Cademartori.

Daniel Föst (FDP) betonte die Bedeutung der Digitalisierung: „Eine digitale Steuerung ist einer manuellen Steuerung immer überlegen. Wir müssen daher der Digitalisierung im Gesundheitsbereich zum Durchbruch verhelfen; wo notwendig, auch gegen die Einwände von Bedenkenträgern. Anja Liebert (Bünden 90/Die Grünen) erklärte: „Wir brauchen die Digitalisierung im Gesundheitsbereich allein aufgrund des Fachkräftemangels. Auch muss Smart & Healthy Living sowohl im sozialen Wohnungsbau genauso Standard werden wie im Einfamilienhaus.“

Und um die umfangreiche Digitalisierung mit Smart & Healthy Living umzusetzen, braucht es Fachkräfte: Auch hier zeigt das Positionspapier der WISL, an welchen Stellschrauben für die Qualifizierung gedreht werden muss.

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