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Smart Living: Zukunftsbranche braucht Zukunftskräfte

09.12.20

Die Wirtschaftsinitiative Smart Living (WI SL) präsentierte bei einem digitalen parlamentarischen Frühstück am 8. Dezember Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung von Smart-Living-Fachkräften. Der neue Ausbildungsberuf für Elektronikerinnen und Elektroniker für Gebäudesystemintegration ist ein großer Erfolg.

Für die deutsche Wirtschaft ist Smart Living ein bedeutender und sehr dynamischer Wachstumsmarkt. Ein Ausbau dieses Marktes ist langfristig jedoch nur möglich, wenn auch genügend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund stellte die Wirtschaftsinitiative Smart Living (WI SL) am 8. Dezember 2020 bei einem digitalen parlamentarischen Frühstück ihre Handlungsempfehlungen für die notwendigen Weichenstellungen bei der Aus- und Weiterbildung von Smart-Living-Fachkräften vor. Stephan Albani (CDU/CSU), Yasmin Fahimi (SPD) und Katrin Staffler (CDU/CSU) nutzten die Einladung zum Austausch mit Ingeborg Esser (Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – GdW, Leiterin des Strategiekreises der WI SL), Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser (Präsident des Bundesinstitut für Berufsbildung), Dr. Christian Welzbacher (Institutsleiter des Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik) und Ingolf Jakobi (Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke – ZVEH).

„Ich freue mich, dass wir die Notwendigkeit der Aus-, Fort- und Weiterbildung qualifizierten Personals für den Bereich Smart Living heute gemeinsam erörtern konnten. Mit der steigenden Komplexität der gewerkeübergreifenden Anwendungen steigt auch der Bedarf nach qualifiziertem Personal. Hieran müssen sich die entsprechenden Rahmenbedingungen ausrichten“, erklärte Ingeborg Esser, Leiterin des Strategiekreises der WI SL. Ingolf Jakobi, der die Arbeitsgruppe Qualifizierung der WI SL leitet, fügte hinzu: „Die Digitalisierung im Gebäudesektor und damit auch die Umsetzung der Energie- und Verkehrswende gelingen nur, wenn wir dafür die passgenauen Qualifikationsmöglichkeiten anbieten können. Deswegen muss es ein politisches Ziel sein, die Schaffung von attraktiven Ausbildungsberufen im Bereich Smart Living weiter zu fördern und unser einzigartiges duales Ausbildungssystem zu stärken. Gleichzeitig sorgen die technologischen Weiterentwicklungen auch dafür, dass die Weiterbildung im Handwerk neugestaltet werden muss.“

„Die Begeisterung für handwerkliche Tätigkeiten muss früh geweckt werden. Wir haben in dieser Legislaturperiode für den MINT-Bereich einiges auf den Weg gebracht, u.a. einen Aktionsplan, neue Chancen für Frauen und die Etablierung von 22 MINT-Clustern“, sagte Stephan Albani, Obmann im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Mitglied der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung“, der dem Parlamentarischen Frühstück als Schirmherr vorstand. „Ich teile die Auffassung der WISL, dass neue Berufsbilder schneller angepasst werden müssen. Wir sind hier auf dem richtigen Weg“, erklärte Stephan Albani, der sich als begeisterter Smart Home-Nutzer bezeichnete.

Ein wichtiger Schritt zur Neuaufstellung der Qualifizierung im Bereich Smart Living erfolgt bereits mit der Einführung des neuen Ausbildungsberufs zum Elektroniker für Gebäudesystemintegration ab August 2021, den der ZVEH federführend gemeinsam mit dem Sozialpartner IG Metall und der WI SL vorangetrieben hat. „Wir haben es geschafft, in Rekordzeit diesen wichtigen Meilenstein auf den Weg zu bringen. Um nun die weiteren notwendigen Anpassungen bei der Qualifizierung im Smart-Living-Bereich voranzubringen, brauchen wir die Unterstützung der Politik. Neben Maßnahmen zur Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung müssen vor allem auch die Verfahren zur Einführung neuer Aus- und Weiterbildungsinhalte reformiert werden, um mit dem Tempo der technologischen Entwicklung mithalten zu können“, fordert Jakobi.

Konkret schlägt die WISL unter anderem folgende Maßnahmen vor:

  • Attraktivität der beruflichen Bildung stärken und Ausbildungsbereitschaft der Betriebe fördern:Um Ausbildungsberufe für junge Menschen attraktiver zu machen und die Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung weiter zu fördern, sollten Schritte zur finanziellen Entlastung von Auszubildenden und Ausbildungsbetrieben eingeleitet werden. Künftig sollten etwa Auszubildende – ebenso wie Studierende – über die Eltern in der Kranken- und Pflegeversicherung kostenfrei mitversichert werden können. Außerdem sollten die Zuschüsse zur Finanzierung der Überbetrieblichen Unterweisung (ÜLU), die ausbildende Betriebe von Bund und Ländern erhalten, schrittweise auf ein Drittel der Kosten erhöht und die Betriebe so finanziell entlastet werden.
  • Digitalisierungsoffensive für Berufsschulen und Ausbildungsstätten: Die Grundlage für eine zukunftsfähige berufliche Bildung ist eine moderne technische Ausstattung der Ausbildungszentren. Dafür sind nicht nur finanzielle Investitionen notwendig, um Berufsschulen und Ausbildungsstätten auf den neuesten Stand der Technik zu bringen. Auch die digitale Kompetenz der Lehrkräfte muss bereits in der Lehramtsausbildung oder durch gezielte Weiterbildungen gestärkt werden.
  • Verfahren zur Konzipierung und Einführung neuer Berufsbilder verkürzen:Aktuell dauern die Konzipierung und Praxiseinführung neuer Ausbildungsinhalte oder Berufsbilder mehrere Jahre. Aufgrund der dynamischen Technologie- und Marktentwicklung im Bereich Smart Living ist es jedoch unablässig, Berufsbilder und Ausbildungsinhalte schneller anpassen zu können. Dazu ist es notwendig, die Verfahren zur Ausgestaltung der Berufe bedeutend zu verkürzen und flexibler zu gestalten – unter Beibehaltung der Systematik zur Entstehung von Ausbildungsordnungen. Ein wichtiges Instrument, um flexibel auf die raschen Innovationszyklen zu reagieren, bleibt die Weiterbildung.

„Ich finde es bemerkenswert, dass sich die Sozialpartner zügig geeinigt haben, um den neuen Ausbildungsberuf zum Elektroniker für Gebäudesystemintegration, der offensichtlich auf dem Markt nachgefragt wird, zu etablieren“, erklärte Yasmin Fahimi, Obfrau der SPD-Bundestagsfraktion in der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ zu den Handlungsempfehlung der WISL. Auch für eine Entlastung von Betrieben durch eine Drittelfinanzierung der überbetrieblichen Unterweisung (ÜLU), erklärte Frau Fahimi ihre „volle Unterstützung“.

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