Digitale Infrastruktur: Voraussetzung für das Wohnen von morgen
Was muss heute getan werden, um die digitale Infrastruktur von morgen zu sichern? Die WI SL hat Handlungsempfehlungen auf ihrem Parlamentarischen Abend vorgestellt und mit der Politik diskutiert.
Während mancherorts in Deutschland, selbst in Großstädten, eine schnelle Internetverbindung nicht selbstverständlich ist, fehlt es auch an vielen anderen Stellen noch an einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur – da waren sich alle Teilnehmer:innen des Parlamentarischen Abends der Wirtschaftsinitiative Smart Living (WI SL) am 26. Januar einig. Wie es künftig besser werden soll, diskutierten Ingeborg Esser (Leiterin des Strategiekreises) und Hans-Georg Krabbe (Leiter des Lenkungskreises) von der WI SL mit Daniel Föst (FDP), Timon Gremmels (SPD), Mechthild Heil (CDU/CSU), Christian Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) und Erwin Rüddel (CDU/CSU) anlässlich der Vorstellung des neuen WI SL-Positionspapiers „Wohnen in Gebäuden der Zukunft – Anforderungen an eine digitale Infrastruktur“.
Bevor der Austausch begann, hob Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, die Arbeit der WI SL für die Smart-Living-Branche in Deutschland hervor. Die Einführung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zu Beginn des Jahres ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die positive wirtschaftliche Entwicklung voranzubringen – und damit auch die Vorteile für die gesamte Gesellschaft. In der anschließenden Diskussionsrunde herrschte ebenfalls Einigkeit darüber, dass nicht nur Unternehmen von Smart Living profitieren, sondern sich die Vorteile an vielen verschiedenen Stellen zeigen. So erläuterte Ingeborg Esser, wie der Gebäudesektor maßgeblich zum Gelingen der Energiewende beiträgt: Durch Gebäudeautomation (GA) und Energiemanagement (EM) können bis zu 37 Prozent der bestehenden CO2-Reduktionslücke für den Gebäudesektor in Deutschland bis 2030 gefüllt werden. Damit das jedoch gelingt, muss die derzeitige digitale Infrastruktur an vielen Stellen verbessert werden – denn aktuell sind Mängel in der Elektro-Infrastruktur, wie veraltete Zählerschränke oder Elektroleitungen, oft noch genauso Alltag wie Insellösungen bei Gesundheits-Apps oder nicht vorhandene Sicherheitstechnik.
Digitales Nebenkostenrecht
Als eine Lösung für die Frage, wie an dieser Stelle eine Finanzierung gelingen kann, brachte Esser das „digitale Nebenkostenrecht“ ins Spiel: Da GA und EM in der Praxis bislang häufig daran scheitern, dass Vermieter:innen die Investitionskosten tragen, während Mieter:innen von den geringeren Kosten profitieren, lässt sich dieses Investor-Nutzer-Dilemma durch eine Neuordnung des Nebenkostenrechts lösen – schließlich ist dieses Recht aus den 1970er Jahren nicht mehr zeitgemäß für die heutigen Anforderungen. Das sah auch Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, so: „Das Nebenkostenrecht braucht dringend eine Reform, damit die Grundlagen für weitere Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudesektor geschaffen werden“, erklärte er. Einen weiteren wichtigen Schritt, um die Potenziale von Smart Living zur Erreichung der Klimaziele zu erschließen, stelle Mechthild Heil (CDU/CSU), Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen, vor: Für die Modernisierung von älteren Gebäuden sind auch weiterhin Mittel der öffentlichen Hand notwendig. Der individuelle Baubestand erfordert passende Konzepte, so die gelernte Architektin.
Smart Health muss stärker gefördert werden
Ihr Parteikollege Erwin Rüddel hob in seiner Rolle als Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Gesundheit auf die Vorteile von Smart Living für die Bewältigung des demografischen Wandels ab: „Smart Living kann den Wunsch älterer Menschen unterstützen, länger in ihrem Zuhause wohnen zu bleiben. Gleichzeitig spart jeder Monat, den ältere Menschen später in das Pflegeheim kommen, den Pflegebedürftigen bzw. ihren Angehörigen viel Geld.“ Die finanzielle Unterstützung bei Smart- Health-Anwendungen müsste weiter ausgebaut und noch stärker publik gemacht werden. Die Notwendigkeit weiterer Förderungen für smarte Gesundheitsanwendungen unterstrich auch Christian Kühn, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der B90/Die Grünen-Fraktion, und bestätigte damit eine weitere Forderung der WI SL: In ihrem Positionspapier wird die Ausweitung förderfähiger Maßnahmen im KfW-Programm „Altersgerecht Umbauen“ auf digitale Software-Lösungen zur Erkennung kritischer Situationen als ein konkretes Erfordernis aufgezählt.
Sicher und komfortabel wohnen
Nicht zuletzt kamen auch die Vorteile von Gebäudeautomation beim Thema Sicherheit zur Sprache: So können durch intelligente Sicherheitslösungen nicht nur Einbrüche verhindert, sondern auch Zutrittskonzepte entwickelt werden. Mit ihrer Forderung, Einbruchschützende Sicherheitstechnik auch im Neubau für die Förderung zuzulassen, unterstrich Mechthild Heil hier eine weitere Forderung der WI SL aus ihrem Positionspapier.